Pazifische Inseln

Die Bewohner der Trobriand Inseln in Melanesien und die Inselbewohner von Hawaii und Samoa in Polynesien haben matriarchale Wissenschaftler/innen angezogen. Es gibt eine interessante Hypothese über die Menehune, das Feenvolk von Polynesien. 

 

Die Kultur der Trobriander

Der Anthropologe Malinowski 1923, 1926, 1935 beschrieb erstmals die Matrilinearität der Trobriander und ihre weitreichenden Folgen im Detail, aber Weiner 1976, 1980 forderte seine rein männlich-orientierte Analyse heraus. Brindley 1984 revidierte ebenfalls Malinowski mit Hinblick auf die matriarchale Struktur dieser Gesellschaft, während Tiffany und O'Brien 1984 die männliche Dominanz in der Anthropologie als schädlich für die Forschungen über Melanesien kritisierten.

 

Malinowski, Bronislaw. Argonauten des Westlichen Pacifik. Ein Bericht über Unternehmen und Abenteuer der Eingeborenen in den Inselwelten von Melanesisch-Neuguinea. Frankfurt/Main: Syndikat Verlag, 1979 (Original in Englisch 1923).

Dieser Klassiker der Ethnographie konzentrierte sich auf das extensive, maritime System von Handel und Schenken, den „Kula-Ring“, der von den Trobriandern eingerichtet wurde.

 

Malinowski, Bronislaw. Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest Melanesien. Liebe, Ehe und Familienleben bei den Eingeborenen der Trobriand-Inseln, Britisch-Neuguinea. Frankfurt/Main: Syndikat Verlag, 1979 (Original in Englisch 1926).

Frauen spielten eine große Rolle im Leben der Gemeinschaft, denn sie bestimmten nicht nur die Art und Weise der zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern genossen auch das erotische Leben. Malinowski sah dies in der Gesellschaft der Trobriander als viel ausgeklügelter und entwickelter an als in den sogenannten „zivilisierten“ Gesellschaften.

 

Malinowski, Bronislaw. Korallengärten und ihre Magie. Bodenbestellung und bäuerliche Riten auf den Trobriand-Inseln. Frankfurt/Main: Syndikat Verlag, 1981 (Original in Englisch 1935).

Malinowskis beeindruckende Studie zur Ma trilinearität der Trobriander enthielt weitreichende Folgerungen für Matriarchat in dieser Kultur. Trotz seines Verständnisses für diese Kultur beharrte Malinowski dennoch darauf, die Ökonomie der Trobriander als männliche Domäne darzustellen.

 

Weiner, Annette. Women of Value, Men of Renown: New Perspectives in Trobriand Exchange. Austin: University of Texas Press, 1976.

Die Anthropologin Weiner revidierte die Werke Malinowskis über die Trobriand-Insulaner, indem sie durch ihre Forschung ein stabiles und gesundes, männlich-weibliches Gleichgewicht in der Trobriander-Gesellschaft herausfand.

 

Weiner, Annette. „ Stability in Banana Leaves.“ In Mona Etienne and Eleanor Leacock, Hrsg. Women and Colonization. New York: Praeger, 1980. 270–89.

Weiner analysierte hier die Komplementarität von dem maritimen „Kula-Ring“, den gemeinsamen Kanuexpeditionen der Männer, um Geschenke aus Muschelschalen zirkulieren zu lassen, mit dem von Frauen geführten, komplementären System des Schenkens, das ihr Prestige erhöhte. Bei diesem ließen sie „Doba“ oder Röcke aus gefärbten Gräsern und handbearbeitete Bananenblätter als Geschenke zirkulieren.

 

Brindley, Marianne. The Symbolic Role of Women in Trobriand Gardening. Pretoria: University of South Africa, 1984.

Brindley korrigierte die einseitig männliche Perspektive auf die Gartenarbeit der Trobriander in Malinowskis Korallengärten, indem si e die bedeutende Rolle der Frauen in der Trobriander-Ökonomie aufzeigte.

 

O'Brien, Denise/Tiffany, Sharon W., Hrsg. Rethinking Women's Roles: Perspectives from the Pacific.
Los Angeles: University of California Press, 1984.

In dieser Anthologie boten die Beiträge von Tiffany, „Feminist Perceptions in Anthropology,“ und O'Brien, „Women Never Hunt: The Portrayal of Women in Melanesian Ethnography,“ eine hervorragende Kritik an der männlich dominierten Perspektive in der Anthropologie, welche nach ihren Argumenten die Darstellung der Rolle melanesischer Frauen verzerrt hatte.

 

Die Kultur von Hawaii

Luomala 1951 hatte die melanesische und die hawaiianische Mythologie im Blick, und Casey 1978 konzentrierte sich auf die Macht der hawaiianischen Frauen. Knipe 1989 nahm einen unglücklichen Jungschen Kurs hinsichtlich Hawaii, während die Indigene Trask 1999 feste Wurzeln in den modernen, politischen Strukturen von Hawaii besitzt.

 

Luomala, Katharine. The Menehune of Polynesia and Other Mythical Little People of Oceania.

Honolulu/Hawaii: Bernice P. Bishop Museum Press, 1951.

Als eine der ersten matriarchalen Studien über Hawaii wurde Luomalas interessante Hypothese, dass die „Menehune“ oder „Kleinen Leute“ der polynesischen Inseln reale und von Königinnen angeführte Menschen waren, von ihr bestätigt, indem sie die Geschichten und archäologischen Relikte dieser legendären ersten Bewohner der hawaiianischen und polynesischen Inseln darstellte. Die Kleinen Leute waren von den Kriegshäuptlingen der späteren Bevölkerung des Pazifiks vertrieben worden.

 

Casey, Linda. „Mythological Heritage of Hawaii's Royal Women.“ Educational Perspectives, 16.1, 1978, 3–9.

Casey verfolgte die Spuren der herausragenden Rolle der adeligen Frauen in der Religion und dem sozialen Leben der Indigenen hawaiianischen Kultur.

 

Knipe, Rita. The Water of Life: A Jungian Journey through Hawaiian Myth. Honolulu: University of Hawaii Press, 1989.

Knipe durchforstete hawaiianische Geschichten und warf einen vom Jungschen Ansatz inspirierten Blick auf das hawaiianische Matriarchat, aber ihr psychologistischer Blickwinkel hatte die Tendenz, den matriarchalen Inhalt der Traditionen zu verengen. Für das mythisches Material stützte sich Knipe stark auf Luomala.

 

Trask, Haunani-Kay. From a Native Daughter: Colonialism and Sovereignty in Hawai'i. Honolulu, HI: University of Hawaii Press, 1999.

Die hawaiianische Wissenschaftlerin Trask, die als gebürtige Hawaiianerin eine sozio-politische Perspektive besitzt und ausgewiesene Politologin ist, argumentierte, dass die Westliche Namensgebung die hawaiianische Identität vereinnahmt hatte, indem „ein Diebstahl der matrilinearen Abstammung durch die Westliche patriarchale Abstammung“ (104) stattfand. Sie wies auf den Schaden für das Verständnis hin, der durch festgelegte, koloniale Re-Definitionen der hawaiischen Kultur entstanden ist.

 

Die Kultur von Samoa

Tamasese 2009 betrachtete die Geschwisterbeziehungen auf Samoa.

 

Tamasese, Taimalieutu Kiwi. „Restoring Liberative Elements of our Cultural Gender Arrangements.“

In: H. Goettner-Abendroth, Hg. Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 108–113.

Die Indigene Autorin Tamasese betonte die Zentralität der Schwester-Bruder-Beziehung in ihrer samoanischen Kultur und stellte sie in einen matriarchalen Kontext.