Australien und Tasmanien

Das Reichweite von Arbeiten über die matriarchale Kultur in Australien und Tasmanien liegt weit hinter der über die anderen Kontinente zurück. Arbeiten über die Ureinwohner Tasmaniens sind noch spärlicher. Die wenigen modernen Untersuchungen, die es gibt, entstanden weitgehend als anthropologische Forschung unter der Schirmherrschaft von Australiens Regierung. Elkin 1934 betrachtete die Matrilinearität als totemistisch, während Lane und Lane 1962 gleichzeitige Matri- und Patrilinearität sahen. Gales Anthologie 1975 trug Materialien zusammen, während Peterson 1978 Wohnmuster in der Ehe untersuchte. Langton 1981 untersuchte den durch die Westliche Moderne verursachten Schaden an traditionellen Systemen, und Hrdy 2009 wies auf den Bruch zwischen der Verwandtschaftseinteilung der Aborigines und der gelebten Realität hin. Ryan 1996 veröffentlichte das bislang einzige, bedeutende Werk über Tasmanien, das die spärlichen kolonialen Dokumente überprüfte und feststellte, dass die Tasmanier keine australischen Merkmale besaßen, wie gelegentlich angenommen wurde. 

 

Elkin, Adolphus Peter. „Cult-Totemism and Mythology in Northern South Australia.“ Oceania 5.2, Dezember 1934, 171–92.

Elkin schloss sich der damaligen mythologischen Welle an und interpretierte in seiner Feldarbeit die Matrilinearität in totemistischer Begrifflichkeit.

 

Lane, Barbara S., and Robert B. Lane. „Implicit Double Descent in South Australian and the Northeastern New Hebrides.“ Ethnology 1.1, 1962, 46–52.

Die beiden Lanes verbanden australische und melanesische soziale Muster im Allgemeinen und untersuchten in Australien, was sie als „doppeltes Abstammungssystem“ bezeichneten, worin auch Matrilinearität neben Patrilinearität vorkam.

 

Gale, Fay, Hg. Women's Role in Aboriginal Society. Canberra: Australian Institute of Aboriginal Studies, 1975.

Gale sammelte eine Reihe von Studien über die Macht und Position der Aborigene-Frauen.

 

Peterson, Nicolas. The Importance of Women in Determining the Composition of Residential Groups in Aboriginal Australia. Canberra: Australian Institute of Aboriginal Studies, 1978.

Ursprünglich im Jahr 1969 veröffentlicht wurde dieses Werk sehr einflussreich; es enthält Petersons anthropologische Feldarbeit zur nachehelichen Wahl des Wohnortes und schließt die Zusammensetzung der Mitglieder der Gruppen und ihre Beziehungen untereinander ein.

 

Langton, Marcia. „Urbanizing Aborigines: The Social Scientists' Great Deception.“ Social Alternatives 2.2, 1981, 16–22.

Die australische Aborigine und Aktivistin Langton wies auf die Zerstörungen hin, die den matrifokalen Kulturen der australischen Ureinwohner durch die erzwungene Urbanisierung angetan wurden.

 

Hrdy, Sarah Blaffer. Mütter und Andere. Wie die Evolution uns zu sozialen Wesen gemacht hat, Berlin: Berlin Verlag, 2010 (Original in Englisch 2009).

Hrdy argumentierte, dass trotz der Einstufung der australische Gruppen als patrilinear, „die Frauen es immer noch schaffen, sich in der Mutterlinie unterstützend zusammenzuschließen“ (245).

 

Ryan, Lyndall. The Aboriginal Tasmanians. 2. Ausg. 1981. Crows Nest, NSW, Australia: Allen&Unwin Pty, Ltd, 1996.

Obwohl diese Gesellschaft immer noch als patriarchal gilt, waren die tasmanischen Frauen die hauptsächlichen Handlungsträgerinnen für die Versorgung mit Meeresfrüchten und Abalone-Muscheln, während die Männer kein Interesse am Erlernen der Westlichen Landwirtschaft hatten. Die Frauengruppen, die allein unterwegs waren, machten sich über die französische Entdecker lustig und zeigten keine Scham hinsichtlich ihrer Sexualität. Obwohl von Ryan unbemerkt, sind die Versorgung mit Nahrung durch Frauen und ihre sexuelle Freiheit grundlegende Aspekte der matriarchalen oder matrilinearen Kulturen.