Asien

Insbesondere Asien ist reich hinsichtlich des Themas hier, es beherbergt zahlreiche Beispiele von matriarchalen Kulturen, die bis heute überlebt haben. 

China

Die Indigenen Völker West- und Südchinas, die keine Chinesen sind, zählen zusammen etwa dreizehn Millionen Menschen. Viele von ihnen haben die matriarchale Struktur oder wenigstens einige matriarchale Elemente ihrer alten Kultur bewahrt. Mehrere Indigene Nationalitäten Chinas wurden von Beauclair 1970 vorgestellt. Göttner-Abendroth 1998 stellte ihre Feldarbeit zu den Mosuo vor, während der Mosuo-Wissenschaftler Shi, in seiner indigenen Sprache: Lamu, 2002, 2009, seine eigene Gesellschaft als mutterzentriert beschrieb, und Yan 1986 und 1995 rückte die Matrilinearität der Mosuo in den Vordergrund.  Eine andere ethnische Minderheit sind die Lahu (verwandt mit den Tibetern), ein Volk das heute ungefähr eine halbe Million zählt. Die Lahu praktizieren eine besondere Form des Matriarchats, wie sie in Du 2002 erörtert wurde. 

 

Beauclair, Ines de. Tribal Cultures of Southwest China, Taipeh: Orient Cultural Service, 1970.

Beauclair präsentierte viele der Indigenen Nationalitäten in Chinas Randgebieten. Obwohl sie die matriarchalen Aspekte dieser Kulturen beschrieb, bezeichnete sie diese damals, bevor solche Diskussionen anerkannt wurden, nicht ausdrücklich als Matriarchate.

 

Yan, Ruxian, Hrsg. Marriages and Families of Chinese Minorities, Bejing: Chinese Women's Publishing House, 1986.

Die Mosuo, ein Volk, das mit den Tibetern verwandt ist, wurde hier von der chinesischen Anthropologin Yan beschrieben. Mit ihrer Analyse des matrilinearen Verwandtschaftssystems der Mosuo zeigte sie deren sehr alte Herkunft auf und lieferte detaillierte Informationen zur gesamten Verwandtschaftsterminologie der Mosuo.

 

Yan, Ruxian, Hrsg. Women of Ethnic Groups: Tradition and Development, Yunnan People's Press, 1995.

Aufgrund ihrer Mutterzentriertheit bezeichnete Yan die Mosuo-Gesellschaft als ein „lebendes Fossil“ und nannte es “rückständig”, was im Einklang mit der herabsetzenden Bewertung dieser traditionellen Kulturen durch die patriarchale chinesische Regierung steht.

 

Göttner-Abendroth, Heide. Matriarchat in Südchina. Eine Forschungsreise zu den Mosuo.

Stuttgart: Kohlhammer Verlag, 1998.

In dieser Studie stellte Göttner-Abendroth ihre Feldarbeit zu den Mosuo vor und erläuterte die klassischen matriarchalen Muster dieser Gesellschaft auf sozialer, ökonomischer, politischer und kultureller Ebene, unter Verwendung ihrer Definitionen, die sie in der Modernen Matriarchatsforschung entwickelt hatte. Ihre positive Sicht auf diese Gesellschaft enthält zahlreiche Aussagen von Mosuo Frauen und Männern hinsichtlich ihrer eigenen Kultur.

 

Shi, Gaofeng (Lamu, Gatusa). Lugu Lake. Mother Lake: A Trip Back to Lugo Lake, the Last Matriarchal  Society. Beijing: Zhongguo lü you chu ban she, 2002.

Hier erhellte Lamu, Gatusa (sein Name in der Mosuo-Sprache; auf Chinesisch: „Shi, Gaofeng“), ein Indigener Mosuo und Anthropologe an der Yunnan Akademie für Sozialwissenschaften, die Mutterzentriertheit seiner traditionellen Mosuo-Kultur.

 

Lamu, Gatusa (Shi, Gaofeng). „Matriarchal Marriage Patterns of the Mosuo People of China“. In: Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 240–47.

Auf dem Ersten Weltkongress für Matriarchatsforschung im Jahr 2003 gab Lamu einen Überblick über die Heiratsmuster der Mosuo und nannte seine eigene Kultur „matriarchal.“

 

Hengde, Danshilacuo (He, Mei). „Mosuo Family Structures.“ In: H. Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 248-255.

Die indigene Wissenschaftlerin Hengde, Danshilacuo (ihr Name in Mosuo-Sprache; auf Chinesisch: „He, Mei“), eine Schülerin von Lamu, lieferte einen Vergleich zwischen den Varianten matriarchaler Familienmuster, die auf Sippen beruhen, und den monogamen, patrilinearen Familienmustern, die ebenfalls bei den Mosuo bestehen und nebeneinander existieren. Sie hob die traditionellen matriarchalen Muster nachdrücklich und wertschätzend hervor.

 

Du, Shanshan. Chopsticks Only Work in Pairs: Gender Unity and Gender Equality among the Lahu of Southwest China. New York: Columbia University Press, 2002.

Die chinesische Anthropologin Du hat die Lahu unter die Lupe genommen. Der Titel der Studie:

„Ess-Stäbchen funktionieren nur paarweise“, entlehnt ein Lahu-Sprichwort, das den Gehalt des kulturellen Parallelismus der Lahu erfasst; dieser praktiziert eine egalitäre Form der Gesellschaft ohne mutterzentriert zu sein. Stattdessen gibt es eine perfekte Ausgewogenheit zwischen den männlichen und weiblichen Teilen der Gesellschaft, mit einer Grundhaltung perfekter Gleichheit.

In diesem Sinne ist die Lahu-Gesellschaft nicht-patriarchal und hatte wohl matriarchale Muster in der Vergangenheit.

Japan

In einer Studie zu der engen Schwester-Bruder-Beziehung in den Kulturen der japanischen Inseln zeigte Mabuchi 1964, dass es auf den Ryukyu-Inseln eine Bruder-Schwester-Regentschaft gab. Bei den Ainu in Nordjapan besaßen Schamaninnen eine lange Tradition, wie Ohnuki-Tierney 1973 zeigte.  Carter 2005, 2009 prüfte die herrschende japanische Kultur zweimal auf matriarchale Spuren hin.

 

Mabuchi, Toichi. Spiritual Predominance of the Sister in Ryukyuan Culture and Society. Hg.: Allan H. Smith, Honolulu: University of Hawaii Press, 1964.

Der japanische Wissenschaftler Mabuchi dokumentierte die enge Schwester-Bruder-Doppelregentschaft auf den Ryukyu-Inseln, Japans südlichsten Inseln. Solche Schwester-Bruder-Bündnisse waren nicht auf aristokratische Frauen beschränkt, denn alle Frauen der Ryukyu-Inseln wurden von ihren Brüdern nach einem für die Indigenen Kulturen des Pazifiks typischen Muster verehrt.

 

Ohnuki-Tierney, Emiko. „The Shamanism of the Ainu.“ In: Ethnology 12.1, 1973, 15–29.

In diesem Artikel betonte die japanische Wissenschaftlerin Ohnuki-Tierney die herausragende Rolle der Schamaninnen in der Tradition der indigenen Ainu auf Hokkaido, der nördlichen Hauptinsel Japans. Die Ainu bewahrten eine der ältesten Kulturen Japans.

 

Carter, Susan Gail. Amaterasu-o-mi-kami, Past and Present: An Exploration of the Japanese Sun Goddess from a Western Feminist Perspective. Doktorats-Dissertation, Ann Arbor, MI: UMI Press, 2005.

Hier skizzierte Carter die matriarchalen Elemente, die in der japanischen Tradition der Sonnengöttin in der Shinto-Religion enthalten sind. Der formalisierte, staatlich geführte Shinto der Kaiser war vom populären Shinto geschieden, in welchem die Tradition von Japans Schamaninnen überlebte.

 

Carter, Susan Gail. „The Matristic Roots of Japan and the Emergence of the Japanese Sun Goddess, Amaterasu-o-mi-kami.“ In: H. Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, York University, 2009, 394–404.

Carter erforschte weiterhin Göttinnen des Shinto, der traditionellen japanischen Religion, und verwies auf ihren matriarchalen Hintergrund.

Korea

Hochgestellte koreanische Frauen waren, gemäß Kim 1976, traditionell Königinnen und zugleich Schamaninnen. Harvey 1979 behandelte den koreanischen weiblichen Schamanismus aus biographischer Sicht. 

 

Kim, Yung-Chung. Women of Korea: A History from Ancient Times to 1945. Seoul/Korea: Ewha Womens University Press, 1976.

Die koreanische Wissenschaftlerin Kim unterzog die Geschichte der koreanischen Frauen einer Nachprüfung und bewies, dass Frauen in den frühesten Epochen Koreas Schamaninnen-Königinnen waren, die ihre matrilinearen Clans lenkten und ihr Volk führten. Kim zeichnete dann die Schwächung des Status der Frau im Laufe der verschiedener Epochen bis 1945 nach.

 

Harvey, Young-sook Kim. Six Korean Women. The Socialisation of Shamans. St. Paul, MN: West Publishing Company, 1979.

Harvey untersuchte die Tradition des ausschließlich weiblichen Schamanismus in Korea aus der Perspektive von sechs Frauen-Biographien. Der weibliche Schamanismus hatte seinen Ursprung in der ältesten Geschichte Koreas und setzte sich bis in die Gegenwart fort, obwohl er zu einem auf die Unterschichten beschränkten Phänomen wurde.

Nepal

Acharya 1979 analysierte die hohe Position der frühen Newar-Frauen, während Kooij 1978 und Deep 1978 über die nepalesischen Göttinkulturen berichteten. Die Newar in Nepal wurden ebenfalls von Trilok und Gupta (1981) sowie Koch und Stegmüller 1983 erforscht, die die zentralen Göttinfeste genau untersuchten. 

 

Kooij, Karl R. van. Religion in Nepal. Leiden: Brill,1978.

Kooij gab einen allgemeinen Überblick über die Religionen Nepals und konzentrierte sich speziell auf den reichen Zyklus der Feste der Newar im Katmandu-Tal, mit besonderer Aufmerksamkeit auf die uralte Muttergöttin Kali.

 

Deep, Dhurba K. The Nepal Festivals. Katmandu: Ratna Pustak Bhandar, 1978.

Deep, ein nepalesischer Wissenschaftler, setzte die Diskussion zu den Festen Nepals fort und bewies, dass die Verehrung von Kali die älteste Schicht in der synkretistischen Religion der Newar darstellt, als ein Kult der Naturverehrung, der ausschließlich der Muttergöttin gewidmet ist. Die alten Indigenen Traditionen der Newar wurden bis in die heutige Zeit von den Bauern auf dem Land und den Unterschichten in den Städten fortgesetzt.

 

Trilok, Chandra Majapuria, and Gupta, S. P. Nepal – The Land of Festivals. New Delhi: S. Chand, 1981.

Die indischen Wissenschaftler Trilok und Gupta konzentrierten sich auf die religiöse Praxis der Newar, insbesondere im Katmandu-Tal, wobei sie besonders auf die Durga Puja, das Fest der Göttin Durga, und die von Frauen geleiteten Bräuche achteten.

 

Koch, Pitt, and Stegmüller, Henning. Geheimnisvolles Nepal. München: List, 1983.

Das Buch beschrieb die Religion der Newar aus Katmandu und hob ebenfalls das wichtige Fest Durga Puja hervor, in dessen Verlauf sich alle Aspekte der Großen Göttin Durga verbinden. Durga als lebende Göttin nimmt die Gestalt eines Mädchens vor der Pubertät an, das „Kumari“ genannt wird. Die archaischen Feste der Newar haben matriarchale Wurzeln, obwohl bei allen diesen Autoren eine klare Vorstellung von diesem Zusammenhang fehlt.

 

Acharya, Meena. The Status of Women in Nepal. Kathmandu: Tribhuvan University, 1979.

Acharya lieferte eine umfassende Untersuchung über die hohe Stellung der nepalesischen Newar-Frauen in frühen Zeiten, was sich in den Göttinnenfesten widerspiegelt. Trotz der lebendigen, prachtvoll gefeierten Göttinnentradition in Nepal fand sie heraus, dass die kulturellen Übergriffe durch Indien, den patriarchal-hinduistischen Nachbar Nepals, die soziale Organisation zum Schaden der Frauen grundlegend verändert hatten.

Tibet

Briffault ging mit einer einflussreichen Trilogie 1927/1996 voran, in welcher er neben vielen anderen Themen zum Status der Frau weltweit auch die polyandrischen Heiratsbräuche in Tibet genau beschrieb. Hermanns 1953, 1959 veröffentlichte zwei Werke über Frauen und Familie in Tibet, allerdings schadete sein katholischer Blickwinkel seinem Verständnis. Weniger vorurteilsbelastet war Seirksma 1963 in seiner Studie. Majumdar 1962 betrachtete ebenfalls die Viel-Ehe.

 

Briffault, Robert. The Mothers. A Study of the Origins of Sentiments and Institutions. 3 Bde. 1927.

Neuausgabe: New York: Johnson Reprint Corporation, 1996.

In seiner Trilogie untersuchte Briffault ältere Quellen in Bezug auf den traditionell hohen Status der Frau. Hinsichtlich Tibet stellte er klar, dass es bei der tibetischen Viel-Ehe, bei der eine Gruppe von Schwestern aus einem Clan eine Gruppe von Brüdern aus einem anderen Clan heiratete, darauf ankam, wie viele Schwestern oder Brüder durch die beiden Familien miteinander verbunden waren, üblicherweise nicht viele.

 

Hermanns, Matthias. “The Status of Woman in Tibet.” Anthropological Quarterly, 26.3, Juli 1953, 67–78.

Als katholischer Missionar versuchte Hermanns, den Status der tibetischen Frauen zu klären.

 

Hermanns, Matthias. Die Familie der A-mdo Tibeter. Freiburg-München: Alber, 1959.

Der Text stützt sich auf chinesische Chroniken (905-581 v.u.Z.), in denen große Gebiete entlang der tibetisch-chinesischen Grenze als von matriarchalen Königinnen regiert beschrieben werden. Hermanns zog daraus die falsche Schlussfolgerung, dass die Chroniken in diesen Königinreichen eine männliche Unterlegenheit implizierten, die für Tibet sehr untypisch gewesen wäre. Deshalb entschied er, dass die chinesischen Geschichten über tibetische Königinreiche keine Glaubwürdigkeit besitzen.

 

Majumdar, Dhirendra Nath. Himalayan Polyandry: Structure, Functioning, and Cultural Change. A Field Study of Jaunsar-Bawar. Bombay-New Delhi-London: Asia Publishing House, 1962.

Majumdar folgte Briffault mit dieser statistischen Studie über die Verbreitung der tibetischen Polyandrie und stellte fest, dass es die bevorzugte, legale Form der Ehe war, die in den alten, angesehenen Familien bestand, die sie als nationales Erbe aufrechterhielten.

 

Sierksma, Fokke. „Sacred Cairns in Pastoral Cultures.“ History of Religions 2.2, 1963, 227–41.

Sierksma bewertete die gleichen chinesischen Chroniken über die Königinreiche wie Hermanns, behandelte sie jedoch als zuverlässige Berichte.

Indien

Die Khasi im Nordosten Indiens und die Nayar im Südwesten Indiens haben besondere matriarchale Gesellschaftsformen geschaffen. Außer den Nayar gibt es eine Reihe anderer Völker mit matriarchalen Elementen in der Region Kerala und in anderen Regionen von Südwest-Indien. 

 

Völker von Kerala

Ehrenfels 1941 ging bei der Betrachtung der Geschichte der südwestlichen Nayar vom Konzept des „Mutterrechts“ aus. Iyer 1948, 1961, 1968 beschäftigte sich mit der gesamten Region von Kerala im Südwesten Indiens, wo es eine dichte Konzentration von Völkern mit matriarchalen Elementen gibt.

 

Ehrenfels, Omar Rolf von. Motherright in India. Hyderabad-Deccan-Oxford: Oxford University Press, 1941.

Ehrenfels ging in seinem Werk von Bachofens Konzept des „Mutterrecht“ aus, aber seine umfassende Arbeit bleibt eine der besten Forschungen zur Geschichte der indischen Matriarchate, insbesondere der komplexen Kultur der Nayar. Seine Einblicke in die sozialen und religiösen Muster begleiteten die Analyse der problematischen Beziehung zwischen patriarchalen Hindu-Brahmanen und den matriarchalen Nayar, ebenso seine tiefgreifende Kritik an der Unterdrückung von Frauen in hinduisierten Gebieten.

 

Iyer, L. A. Krishna. Kerala, Past and Present. Bd. 1: Prehistoric Archaeology of Kerala. Trivandrum, India: L. K.B. Ratnam, 1948.

Iyers erster Band über die Region von Kerala war ein vorbereitender Blick auf die alten Traditionen dort und der Versuch, die komplexe Vergangenheit anhand archäologischer Evidenz zusammenzufügen.

 

Iyer, L. A. Krishna. Kerala and Her People. Palghat, India: Educational Supplies Depot, 1961.

Auf der Suche nach den Ursprüngen konzentrierte sich Iyer hier vor allem auf die Hügelvölker in der Region Kerala, die er als vor-drawidisch betrachtete.

 

Iyer, L. A. Krishna. Social History of Kerala. Madras: Book Centre Publications, 1968.

Bei der erneuten Betrachtung von Bräuchen, religiöser Praxis und Glaubensinhalten gab Iyer hier zahlreiche Hinweise darauf, dass matriarchale Muster einst in ganz Kerala und anderen Regionen Südindiens vorherrschten, einschließlich der gesamten Malabarküste, Tamil Nadu, Karnataka, Andhra Pradesh und Sri Lanka.

 

Die Kultur der Nayar

Schneider und Gough 1961 richteten den Fokus auf die Feste, während die indigene Nayar-Wissenschaftlerin Shanker de Tourreil 2009 die modernen Herausforderungen, denen die Nayar gegenüberstehen, hervorhob.

 

Schneider, David M., und Gough, Kathleen, Hg. Matrilineal Kinship. Berkeley-Los Angeles: University of California Press, 1961.

Schneider und Gough beschrieben die Matrilinearität bei den Nayar und schlossen reichliche Informationen über die typischen Feste der Nayar ein, bei denen die Initiationsfeiern für Mädchen die aufwändigsten waren.

 

Shanker de Tourreil, Savithri. „Nayar of Kerala and Matriliny Revisited.“ In: H.Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 205–16.

Die Indigene Wissenschaftlerin Shanker de Tourreil analysierte den Niedergang der Matrilinearität und der matriarchalen Kultur der Nayar als Ergebnis des modernen wirtschaftlichen und sozialen Drucks von außen.

 

Die Kultur der Khasi

Gurdons Werk 1907 war einer der ältesten und damit am wenigsten definitorisch bestimmten Texte über die Khasi im Nordosten Indiens, aber es lieferte viel Information. Roy 1981 ging zur weiblich-männlichen doppelten Regentschaft bei den Khasi hochgradig ins Detail. Pakyntein 2000 und Mukhim 2009 stellten die Khasi in den Kontext des modernen Drucks.

 

Gurdon, Philip Richard Thornhagh. The Khasis. 1907. Delhi: Cosmo Publication, 1975.

Als mit den Tibetern verwandt wurden die Khasi erstmals in Gurdons altem, aber immer noch wichtigem Werk beschrieben. Gurdon lieferte nicht nur viel Information über die klassischen, matriarchalen Muster der Khasi, sondern dachte auch über die Strukturen dieser Kultur als „Matriarchat“ nach. Mangels einer klaren Definition des Matriarchats konnte er jedoch zu keiner fundierten Schlussfolgerung kommen.

 

Roy, Hira Lal Deb. A Tribe in Transition: The Jaintias of Meghalaya. New Delhi: Cosmo Publication, 1981.

Roy untersuchte die sozialen und religiösen Muster der Khasi und die spirituell-politische Organisation ihrer weiblich-männlichen doppelten Regentschaft in der „Syiemschaft“. Der Syiem einer jeden Region war der Sohn oder Neffe der Hohepriesterin, der „Syiem Sad“. Die Mutter (Tante) erlaubte ihrem Sohn (Neffen), als ihr Delegierter zu handeln, ein weit verbreitetes Muster in matriarchalen Gesellschaften.

 

Pakyntein, Valentina. „Gender Preference in Khasi Society: An Evaluation of Tradition, Change and Continuity.“ Indian Anthropologist, 30: 1&2, 2000, 27–35.

Als Indigene Khasi-Wissenschaftlerin beurteilte Pakyntein die Situation ihrer traditionellen, matriarchalen Khasi-Pnar-Kultur nach den Veränderungen durch den Druck der Moderne.

 

Mukhim, Patricia. „Khasi Matrilineal Society-Challenges in the 21th Century.“ In: H. Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 193–204.

Die Indigene Khasi-Wissenschaftlerin Mukhim zog die modernen Herausforderungen für die Matrilinearität und das Matriarchat bei den Khasi, die beide im Niedergang begriffen sind, in Betracht. Sie sah den fortschreitenden kulturellen Wandel als nachteilig an, insbesondere für die Khasi-Frauen.

Indonesien

Die Minangkabau von Sumatra waren besonders fesselnd für Wissenschaftler/innen, weil sie, als Volk sechs Millionen Menschen groß, gleichzeitig muslimisch und matriarchal sind und ihre traditionelle Indigene Ordnung, das matriarchalen Adat, strikt beibehielten – eine Herausforderung für Westliche Denkmuster, die damit durchbrochen wurden. Eine Fülle widersprüchlicher Meinungen zur Islamisierung der Minangkabau findet sich daher in der Wissenschaft. Maretin 1961 sah das Matriarchat der Minangkabau als dem Untergang geweiht, während Bachtiar 1967 die kulturelle Konkurrenz einzuschätzen versuchte, die sich aus den unterschiedlichen sozialen Systemen ergab. Schrijvers und Postel-Coster 1977 betrachteten ebenfalls die Veränderungen der sozialen Stellung der Frau durch den Islam.  Benad 1982 fasste ins Auge, was der landwirtschaftliche Wandel für die ländlichen Kulturmuster bedeutete, und Benda-Beckmann 1983 beschrieb die Veränderungen bezogen auf die Eigentumsverhältnisse.  Gura 1988 hinterfragte direkt, was geschah, wenn die wirtschaftliche Macht der Frauen zerrüttet wurde. Weitere zusammenfassende Arbeiten folgten, so mit Kato 1982 über die historischen Veränderungen und den kulturellen Konservatismus, ebenso mit Sanday 2002, welche die wichtigste Monographie lieferte, in der sie die Struktur des traditionellen Matriarchats der Minangkabau beschrieb. Gleichzeitig entwickelte sie dabei eine Definition des Matriarchats unabhängig von Göttner-Abendroth und Mann. Dhavida 2009 bestätigte Sandays Schlussfolgerungen. 

 

Maretin, J. V. „Disappearance of Matriclan Survivals in Minangkabau Family and Marriage Relations. “Bidjragan tot de Taal-, Land- en VolkenKunde 117, 1961, 168–95.

Maretin sprach bedrückt über die Aussichten der Frauen der Minangkabau und sah in erster Linie „Überreste“ anstelle von intakten Traditionen.

 

Bachtiar, Harsja W. „Negeri Taram: A Minangkabau Village Community.“ In Koentjaraningrat, Hg.

Villagers in Indonesia. Ithaca-New York: Cornell University Press, 1967, 348–85.

Bachtiar beurteilte die kulturelle Konkurrenz, die aus den unterschiedlichen sozialen Systemen, eines traditionell und eines islamisch, entstand.

 

Schrijvers, Joke and Els Postel-Coster. „Minangkabau Women: Change in a Matrilineal Society.“ Archipel 13, 1977, 79–103.

Schrijvers und Postel-Coster haben die Veränderungen der sozialen Stellung der Frau in der modernen Welt betrachtet. Sie betonten, dass Land und Handel in den Händen von Frauen die ökonomische Grundlage für das matriarchalen Adat, die traditionelle Ordnung der Dörfer, seien, eine Situation, die sie durch moderne Eingriffe gefährdet sahen.

 

Benda-Beckmann, Franz von. „Property in Social Continuity: Continuity and Change in the Maintenance of Property Relations through Time in Minangkabau, West Sumatra.“ In: L'Homme 23.1, 1983, 167–69.

In seinen erstmals 1979 veröffentlichten Überlegungen beschäftigte sich Benda-Beckmann mit dem Stoß gegen die soziale Ordnung der traditionellen Minangkabau durch Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen.

 

Gura, Susanne. „ Wie Frauen ihren Grundbesitz verlieren. Die matrilineare Gesellschaft der Minangkabau in Sumatra.“ Modernisierung der Ungleichheit: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 23, 1988, 21–28.

In diesem Artikel hinterfragte Gura direkt, was geschah, wenn die ökonomische Macht der Frauen, basierend auf Landbesitz, zerrüttet wurde.

 

Benad, Annette. Grüne Revolution in West-Sumatra: eine Studie über die Bestimmungsgründe des bäuerlichen Innovationsverhaltens. Saarbrücken: Verlag Breitenbach, 1982.

In ihrem Beitrag zur Debatte untersuchte Benad, was landwirtschaftliche Veränderungen für ländliche Kulturmuster bedeuten.

 

Kato, Tsuyoshi. Matriliny and Migration. Evolving Minangkabau Traditions in Indonesia.#
Ithaca/London: Cornell University Press, 1982.

In dieser ausgezeichneten historischen Studie, die auch das ursprüngliche malaysische Adat, die traditionelle matriarchale Ordnung, einbezieht, zeigte Kato, dass die Minangkabau des ländlichen Kerngebietes mit denen außerhalb des Kerngebietes in allen großen Städten Sumatras und Indonesiens verbunden sind. Beide Seiten unterstützen sich gegenseitig durch dauerhafte Schenke-Ökonomien, die wesentlich zur Anpassungsfähigkeit und Vitalität des Adat bis in Katos Gegenwart beitrugen.

 

Sanday, Peggy Reeves. Women at the Center. Life in a Modern Matriarchy. Ithaca- New York: Cornell University Press, 2002.

Die Anthropologin Sanday lieferte eine detaillierte Studie über das Leben der Minangkabau. Ob ländlich oder städtisch lebend, waren die Minangkabau nicht nur für ihre egalitären Beziehungen zwischen Mann und Frau bekannt, sondern auch für ihre literarische Begabung und ihren Geschäftssinn. Im letzten Kapitel von Women kritisierte Sanday die begriffliche Verwirrung um den Begriff „Matriarchat“ und definierte das Matriarchat als eine Reihe voneinander abhängiger Beziehungen.

 

Dhavida, Usria. „The Role of Minangkabau Women.“ In: H. Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace, Toronto: Inanna Publications, 2009, 228–229.

Sandays Schlussfolgerungen wurden durch die Indigene Minangkabau-Autorin Dhavida bekräftigt, welche die herausragende Rolle der Minangkabau-Frauen in ihrer Gesellschaft darlegte.