Amerika

Zentral-, Nord- und Südamerika beherbergten lange Zeit matriarchale Kulturen, welche die Europäer je nach ihrem kulturellen Flexibilitätsgrad verwirrten oder empörten. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts begannen indigene amerikanische Wissenschaftler/innen, neben ernsthaften und zuverlässigen Forschungen westlicher Wissenschaftler/innen, Arbeiten über ihre eigenen Kulturen zu veröffentlichen.

Zentralamerika

In der Mitte und gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, als Matriarchat ernst genommen wurde statt ausgepfiffen zu werden, wurde eine Reihe interessanter Studien zu zentralamerikanischen Matriarchaten unternommen. Keeler 1956 konzentrierte sich auf die matriarchalen Kuna, aber 1960 machte er in seinem zweiten Buch einen unglücklichen interkulturellen Vergleich. Howe 1978 gab einen nachdrücklichen Einblick in die matriarchale Kontrolle der Kuna-Häuptlinge durch ihr Volk. Chiñas 1987 beanspruchte für Juchitán nicht gerade ein Matriarchat, sondern entschied sich für „Matrifokalität“. Bennholdt-Thomsen 1992 zeigte die zentrale wirtschaftliche Rolle der Frauen in Juchitán auf, und 1994 analysierte sie diese Gesellschaft im Licht der Modernen Matriarchatsforschung. Bennholdt-Thomsen, Suhan und Müser 2000 kehrten zum Thema der Wirtschaft von Juchitán zurück und definierten sie unter dem Aspekt der Schenke-Ökonomie während der Festlichkeiten. Moeschk-Olowaili 2009 interpretierte die Kuna gemäß der modernen Definition des Matriarchats neu.

 

Keeler, Clyde Edgar. Land of the Moon-Children. 1956, Neuauflage. Athens, GA: University of Georgia Press, 2010.

Keeler beschrieb unerschrocken die Kuna in Mittelamerika als ein „primitives Matriarchat“ (7), indem er die Rolle der Mutter als letzte Entscheidungs- und Machtinstanz in der Familie darstellte.

 

Keeler, Clyde Edgar. Secrets of the Cuna Earthmother : A Comparative Study of Ancient Religions. New York: Exposition Press, 1960.

Keeler führte sein Thema fort und brachte diese umfassende Studie über Religion, Kunst und soziales Leben der Kuna heraus. Er unternahm jedoch einen sehr problematischen Gedankengang bei seinem Vergleich der Kuna-Kultur mit Kulturen des Nahen Ostens, die damit nicht verwandt sind, wobei seine Studie als ein persönlicher Bericht alle Schwächen eines solchen Ansatzes zeigte.

 

Howe, James. “How the Cuna Keep Their Chiefs in Line.” MAN 13, 1978, 537–53.

Mit einem strenger akademischen Ansatz als Keeler und ohne Effekthascherei untersuchte Howe in seinem Artikel der Macht der Kuna-Frauen, die matriarchale Kontrolle der Kuna-Häuptlinge durch das Volk und beschrieb die ausgeklügelte und bewusste matriarchale Struktur hinter dem egalitären System der Kuna.

 

Chiñas, Beverly L. Matrifocality: The Essence of Isthmus Zapotec Culture. Chico, CA: Dept. of Anthropology, California State University at Chico, 1987.

Chiñas versuchte ihrerseits, die soziale Form von Juchitán zu definieren, diesmal bezeichnete sie diese als „Matrifokalität“. Aber ihre neue Definition blieb unsicher, da sie sich immer noch auf veraltete Terminologie und westliche Analysen stützte.

 

Bennholdt-Thomsen, Veronika. “ Die Würde der Frau ist der Reichtum von Juchitán: Kulturelle Barrieren gegen die Verarmung durch Entwicklung.” In: J. Möller, Hrsg. Das Ei des Kolumbus?

Bielefeld: Reihe AMBOS, Nr. 31, 1992, 88–100.

Die deutsche Ethnologin Bennholdt-Thomsen griff die Diskussion aus einer matriarchalen Perspektive auf. In „ Die Würde“ zeigte sie die zentrale Rolle der Frauen im Widerstand gegen die Verarmung der sogenannten „Dritten Welt“ durch die aufgezwungene, kapitalistische Entwicklung.

 

Bennholdt-Thomsen, Veronika: Juchitàn Stadt der Frauen. Vom Leben im Matriarchat, Reinbek bei Hamburg 1994, Verlag Rowohlt.

Bennholdt-Thomsen lieferte eine aufschlussreiche Analyse der Gesellschaft von Juchitàn, indem sie die wirtschaftliche und soziale Organisation der Frauen im Licht der Schenke-Ökonomie und der Modernen Matriarchatsforschung neu interpretierte. Sie stellte die ökonomische Gegenseitigkeit dar, die eine Mischung aus der Agrararbeit der Männer, dem lokalen Markt der Frauen und des Schenkens während der Feste ist. Die Schenke-Ökonomie wird von ihr als der Motor dieser Wohlstand schaffenden Wirtschaft beschrieben.

 

Bennholdt-Thomsen, Veronika, Cornelia Suhan, und Mechthild Müser, Hrsg. FrauenWirtschaft: Juchitàn – Mexikos Stadt der Frauen. München: Frederking&Thaler, 2000.

In diesem Werk, das Bennholdt-Thomsen zusammen mit Suhan und Müser herausgegeben hat, beleuchteten die Autorinnen die wesentliche Rolle der Frauen in Juchitàns bewusst unabhängiger Subsistenzwirtschaft. Darüber hinaus untersuchten sie die Vorstellung und Praxis des „sozialen Geschlechts“ („gender“) in seinen verschiedenen Lebensformen in Juchitàn.

 

Olowaili, Antje Moeschk. “Goldmother Bore Human Children into the World: The Culture of the Kuna.”

In: H. Goettner-Abendroth, Hg.: Societies of Peace. Toronto: Inanna Publications, 2009, 80 − 91.

Die Deutsche Moeschk-Olowaili verfasste einen Reisebericht über die Kuna, in dem sie die Kuna-Kultur in einem modernen, matriarchalen Kontext neu interpretierte.

Nordamerika

Die vielen Matriarchate der nordamerikanischen Ureinwohner wurden im letzten Jahrhundert auf verschiedene Weise untersucht, wobei vier Hauptgruppen die Aufmerksamkeit auf sich zogen: die Irokesen, Cherokee, Choctaw und Pueblos.

 

Die Irokesen

Die Irokesen stellten seit Morgans Untersuchung im Jahre 1851 ein Lieblingsthema der Matriarchatsforschung dar (siehe weiter oben: Historische Entwicklung der Matriarchatstheorie). Der Tuscarora Linguist und Ethnologe Hewitt 1915, 1927, 1933 nahm die Bedeutung der Frauen bei der irokesischen Regierung in seinen drei einschlägigen Arbeiten auf. Der Seneca Anthropologe Parker 1916 befasste sich mit Frauen innerhalb der Struktur der Liga. Kurath untersuchte die Tanzzeremonie der Frauen, während Brown 1975 die Auswirkung ihrer wirtschaftlichen Macht auf ihren Status untersuchte. Mann und Fields schlossen 1997 die zentrale Rolle der Frauen bei der Gründung der Liga ein, während Mann 2000, 2010 die Quellen für die traditionelle Autorität der Irokesinnen gesondert untersuchte.

 

Hewitt, John Napoleon Brinton. “Some Esoteric Aspects of the League of the Iroquois.” Proceedings of the International Congress of Americanists 19, 1915, 322–26.

Der Tuscarora Wissenschaftler Hewitt griff auf die traditionelle Vorstellung von der Zwillings-Kosmologie in der reichen und komplexen Weltanschauung der Irokesen zurück und verwies auf dessen Nachbildung in den „Mutter“- und „Vater“-Seiten der Liga (325).

 

Hewitt, John Napoleon Brinton. “Ethnological Studies among the Iroquois Indians.” Smithsonian Miscellaneous Collections 78, 1927, 234–47.

Der Tuscarora Wissenschaftler Hewitt besprach hier erneut ausführlich die „Mutter“- und „Vater“-Seiten der Liga (240-41).

 

Hewitt, J. N. B. “Status of Woman in Iroquois Polity before 1784.” Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution for 1932. Washington, D.C.: 1933, 475–88.

Hewitt untersuchte hier die traditionelle Rolle der Frauen vor der Entmachtung der Liga durch die Amerikanische Revolution und die Angriffe nach der Gründung der USA.

 

Parker, Arthur C. The Constitution of the Five Natives or the Iroquois Book of the Great Law.

Albany: The University of the State of New York, 1916.

Parkers Werk („Die Verfassung der fünf Stämme oder das irokesische Buch des Großen Gesetzes“) ist vielleicht die bekannteste und sicherlich die zugänglichste Version der Verfassung der Irokesen. Der Seneca Wissenschaftler Parker listete den wesentlichen, die Frauen betreffenden Teil des alten Gesetzes der Liga auf in: „Clans and Consanguinity“, Abschnitte 42-54. Darin wurde anerkannt, dass die Frauen allein das Land besaßen und ihnen die alleinige wirtschaftliche Kontrolle zustand, wobei er zugleich ihre rechtliche Oberhoheit über Regierungsangelegenheiten ausführte.

 

Kurath, Gertrude. „Matriarchal Dances of the Iroquois.“ International Congress of Americanist's Proceedings, Nr. 29, Bd. 3. Chicago: University of Chicago Press, 1952, 123–30.

In dieser Arbeit untersuchte Kurath die Art und Weise, wie die zeremoniellen Tänze der Frauen ihr hohes kulturelles Prestige widerspiegelten und unterstützten.

 

Brown, Judith K. „Iroquois Women, An Ethnohistoric Note.“ In: Rayna R. Reiter, Hg. Toward an Anthropology of Women. New York: Monthly Review Press, 1975, 235–51.

In diesem Artikel untersuchte Brown die Wirtschaft als den Schlüssel zur hohen kulturellen Stellung der Irokesinnen.

 

Mann, Barbara Alice, und Jerry L. Fields. „A Sign in the Sky: Dating the League of the Haudenosaunee.“ American Indian Culture and Research Journal 21.2, 1997, 105–63.

Die Ohio-Seneca Wissenschaftlerin Mann zeigte, dass die irokesische Matriarchatsstruktur von der Obersten Clanmutter Jigonsaseh gestiftet wurde, eine Gründerin neben zwei Gründern der Irokesen-Liga im Jahr 1142, die auf der Verwendung von Mais als landwirtschaftlicher Subsistenzgrundlage insistierte.

 

Mann, Barbara Alice. Iroquoian Women: The Gantowisas. New York: Peter Lang Publishing, 2000.

In diesem Buch („ Irokesische Frauen: Die Gantowisas“), das jetzt als Klassiker gilt, sammelte die Ohio-Seneca Historikerin Mann jede erreichbare Quelle für ihre reiche Definition des Matriarchats der Irokesen-Gesellschaft. Sie verwendete indigene mündliche Traditionen sowie schriftliche Dokumentationen, um eine Indigene Sichtweise auf die irokesische Frau auf der sozialen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen Ebene der traditionellen Gesellschaft zu präsentieren. Dabei korrigierte sie die fortdauernden Fehlinformationen über die Irokesen-Gesellschaft.

 

Mann, Barbara Alice. Spirits of Blood, Spirits of Breath. The Twinned Cosmos of Indigenous America.

Oxford/USA: Oxford Univeritsy Press, 2016.

Hier präsentierte die Ohio-Seneca Wissenschaftlerin Mann die traditionelle Sicht der Ureinwohner Nordamerikas von ihrer reichen „Zwillings-Kosmologie“, bestehend aus der weiblichen und männlichen Hälfte, von der Frauen ihren hohen Status als Bewahrerinnen der „Blut“- und „Wasser“-Hälfte ableiteten.

 

Die Cherokee

Die Cherokee Autorin Awiatka 1993 erforschte die weiblichen Traditionen, während Purdue 1998 und Carney 2001, 2005 die Aufgaben der Geliebten Frauen und der Kriegerinnen untersuchten.

 

Awiakta, Marilu. Selu: Seeking the Corn Mother's Wisdom. Aurora, CO: Fulcrum Publishing, 1993.

Im Jahr 1993 stellte Awaitka eine tiefsinnige Studie über die frauenfreundliche und umweltfreundliche Entwicklung der Kulturphilosophie der Cherokee vor. Awaitka, selbst Cherokee, untersuchte die Tradition mit kulturellen Inhalten von Selu, der weiblichen ersten Kulturbegründerin der Cherokee-Tradition. Sie war in der Lage, deren Einfluss auf die Cherokee-Philosophie nachzuzeichnen.

 

Purdue, Theda. Cherokee Women: Gender and Culture Change, 1700–1835. Lincoln: University of Nebraska Press, 1998.

Eine der besten historischen Erörterungen über die Cherokee-Frauen der Waldgebiete kam mit diesem Werk von Purdue. Sie differenzierte sorgfältig zwischen den Cherokee-Eliten und den einfachen Menschen und zeigte, dass traditionelle Frauen viele ihrer ursprünglichen Rollen und Rechte behielten, trotz Invasion, Vertreibung und den Versuchen der weißen Siedler, die Cherokee zum Christentum zu zwingen.

 

Carney, Virginia Moore. „Woman Is the Mother of All: Nanye'hi and Kitteuha: War Women of the Cherokee.“ In: Barbara Alice Mann, hrsg. Native American Speakers of the Eastern Woodlands: Selected Speeches and Critical Analyses. Westport, CT: Greenwood Press, 2001, 123–44.

Die Historikerin Carney, selbst Cherokee, erörterte die Pflichten und Rechte der Frauen der traditionellen Cherokee, wobei sie die zentrale Rolle der Kriegerinnen bei ihrer Aufgabe als Sprecherinnen gegenüber den weißen Siedlern besonders betrachtete.

 

Carney, Virginia Moore. Eastern Band Cherokee Women: Cultural Persistence in Their Letters and Speeches. Knoxville: University of Tennessee Press, 2005.

Die Cherokee Wissenschaftlerin Carney sammelte wichtige Briefe, Reden und andere Schriften von Cherokee Führerinnen aus drei Jahrhunderten, die deren zentrale Bedeutung für das kulturelle und politische Überleben ihres Volkes beweisen.

 

Die Choctaw

Eggan 1937, 1966 forschte nach dem Beginn der Matrilinearität der Choctaw. Die Choctaw Autorinnen McGowan 2001 und Pensatubbee 2005 untersuchten die Schädigung dieser Kultur durch die Kolonisation.

 

Eggan, Fred. „Historical Changes in the Choctaw Kinship System.“ American Anthropologist 39, 1937, 34–52.

Eggan versuchte in diesem Artikel, die Herkunft der matrilinearen Systeme der Choctaw herauszufinden.

 

Eggan, Fred. „The Choctaw and Their Neighbors in the Southeast: Acculturation under Pressure.“ In: Fred Eggan, Hg. The American Indian. Chicago: Aldine Publishing, 1966, 15–44.

Eggan untersuchte die gewaltsamen Veränderungen der Choctaw-Kultur, einschließlich der Mutterlinie.

 

McGowan, Kay Givens. „Weeping for the Lost Matriarchy.“ In: Barbara Alice Mann, Hg. Native American Speakers of the Eastern Woodlands: Selected Speeches and Critical Analyses. Westport, CT: Greenwood Press, 2001, 53–68.

Als Choctaw verfolgte McGowan die Vernichtung des Choctaw-Matriarchats durch die weißen Siedler seit der Zeit der Invasion bis in die Gegenwart. Sie beschrieb die Plünderung des einstmals starken Choctaw-Matriarchats durch erzwungene, patriarchale Assimilation, die von den USA auferlegt wurde, und ermaß die Armut, die nun an die Stelle des früheren Reichtums trat.

 

Pensatubbee, Michelene E. Choctaw Women in a Chaotic World: The Clash of Cultures in the Colonial Southeast. Albuquerque: University of New Mexico Press, 2005.

Die indigene Wissenschaftlerin Pensatubbee verfolgte die Auswirkungen des Kolonialismus auf die Rolle der Choctaw-Frauen.

 

Die Pueblos

Parsons 1939 und Benedict 1969 richteten ihren Blick nach Südwesten auf die Pueblo-Völker, wobei Benedikt besonders die Zuñi untersuchte. Als erster konzentrierte sich Titiev 1944 auf die wichtige Rolle der Frauen bei den Katschina-Ritualen der Hopi, während Waters 1966 traditionelle Hopi Geschichten sammelte und Washburn 1980 besonders die soziale Organisation und Kunst der Hopi betrachtete. Die Laguna Pueblo Wissenschaftlerin Gunn Allen 1986 lieferte eine überaus reiche und kompromisslose Untersuchung der Spiritualität der Frauen im Südwesten der USA.

 

Parsons, Elsie Worthington Clews. Pueblo Indian Religion. 2 Bde. Chicago: University of Chicago Press, 1939.

Da das Matriarchat als Konzept immer noch verteidigt wurde statt es zu definieren, betonte Elsie Parsons 1939 nachdrücklich, dass nirgendwo in den Pueblo-Kulturen die behauptete männliche Überlegenheit existierte, außer im Wunschdenken der Männer und ihren Geschichten (40-41).

 

Titiev, Mischa. Old Oraibi. A Study of the Hopi Indians of Third Mesa. Cambridge, Mass.: Peabody Museum of American Archaeology and Ethnology, 1944.

Titiev berichtete, dass das Leben der Hopi durch Zeremonien geprägt war, und gab einen detaillierten Überblick über die jahreszeitlichen Zeremonien des Katschina-Kults. Sie stellte fest, dass alle Feste der Lebensstadien ausschließlich von Frauen im Haus, in Abwesenheit der Männer, durchgeführt wurden, eine Tatsache, die von früheren Ethnologen, selbst Männer, nicht wahrgenommen wurde, weil sie sich nur auf andere Männer konzentrieren. Titiev gab auch einige wertvolle Einblicke in die Frauenzeremonien.

 

Waters, Frank: Das Buch der Hopi, Köln: Diederichs Verlag, 1980.

Waters lieferte in seinem Buch reiches Quellenmaterial von Mythen, Legenden, zeremoniellen Festen und von der Geschichte der Hopi, das er aus den Berichten von dreißig traditionellen Führern, einschließlich Frauen, zusammentrug. Damit lieferte er eine Perspektive, die Standardberichten nur von Männern fehlen.

 

Benedict, Ruth. Zuni Mythology. 1935. New York: AMS Press, 1969.

Die Anthropologin Benedict betrachtete die matriarchalen Zuñi eingehend und verfasste eine der ersten umfassenden Studien zur Pueblo-Mythologie. Dabei verblüffte sie einige Leser, indem sie unter anderem berichtete, dass es Mord nicht gab und dass Frieden der Sollzustand der Kultur war.

 

Washburn, Dorothee K., Hrsg. Hopi Kachina: Spirit of Life. San Francisco: California Academy of Sciences/The University of Washington Press, 1980.

Washburns Anthologie lieferte eine Kurzübersicht über die Geschichte, Kunst, Handwerke und soziale Organisation der Hopi, einschließlich worin sie die Frauen betrafen. Obwohl alle westlichen Forschungen zum Katschina-Kult nach wie vor unter der einseitigen Sichtweise litten, welche die männliche Aktivität darin betonte, veröffentlichte Washburn Fotos aus dem traditionellen Leben der Hopi, die Hinweise auf die lange ignorierte Rolle der Frauen dabei gaben.

 

Allen, Paula Gunn. The Sacred Hoop: Recovering the Feminine in American Indian Traditions. Boston: Beacon Press, 1986.

In diesem zentralen Werk wurde die bedeutendste Wiederherstellung der Traditionen der Pueblo-Frauen von der Wissenschaftlerin Gunn Allen aus Laguna Pueblo unternommen. Überall sammelte sie besondere Geschichten über weibliche Geistwesen und stellte sie in den Kontext einer indigenen Interpretation, die sich auf den Status und die Macht der Frauen in dieser Kultur bezog. Allens Durchbruch wirkt noch immer in der indigenen nordamerikanischen Wissenschaft nach.

Südamerika

Die Arawak wurden besonders in ihren matriarchalen Aspekten erforscht. Eine der ersten Untersuchungen zum „Mutterrecht“ bei ihnen kam von Schmidt 1913. Goeje 1943 rekonstruierte die Arawak-Mythologie, während Rouse 1948 die Matrilinearität der Arawak betrachtete. Armstrong und Métraux 1949 beschränkten sich auf nur eine Gruppe: die Goajiro. Anders als diese Autoren behandelte Divale allgemein die Matrilokalität und benutzte die Arawak als Beispiel 1974/1984, während die historischen Amazonen vom Amazonas das Thema von Leite 1989 waren.

 

Schmidt, Wilhelm. „Kulturkreise und Kulturschichten in Südamerika.“ In Zeitschrift für Ethnologie, 45, 1913, 1014–30.

Schmidts Artikel gab eine der ersten Untersuchungen zum „Mutterrecht“ bei den Arawak in Südamerikas. Schmidt wandte Prinzipien von Bachofen auf seine Erörterung an.

 

Goeje, Claudius H. de. Philosophy, Initiation, and Myths of the Indians of Guayana and Adjacent Countries. Internationales Archiv für Ethnographie. Bd. 44, 1943, 1–136.

Goejes Monographie ist in jeder Hinsicht eine hervorragende Rekonstruktion der gefährdeten Mythologie der indigenen Kulturen Südamerikas, insbesondere der Arawak.

 

Rouse, Irving. „The Arawak.“ In Handbook of South American Indians, Bd. 4., The Circum-Caribbean Tribes. Hg. Julian H. Steward. Washington, D.C.: Government Printing Office, 1948, 507–46.

Rouse gab in diesem Artikel einen Überblick über die verschiedenen matrilinearen Gruppen, einschließlich der Arawak.

 

Armstrong, John, and Alfred Métraux. „The Goajiro.“ In Handbook of South American Indians. Bd. 4: Stämme der Karibik. Hg. Julian H. Steward. Washington, D.C.: Government Printing Office, 1949, 369–83.

In dieser Studie, die sich auf eine Gruppe der Arawak fokussiert, lieferten Armstrong und Métraux eine eingehende Detaildarstellung der Lebensweise und Weltanschauung der Goajiro, obwohl sie wegen des damaligen Zeitgeistes nicht direkt erkannten, dass diese Kultur matriarchal war.

 

Divale, William. Matrilocal Residence in Pre-Literate Society. 1974. Ann Arbor, Michigan: UMI Research Press, 1984.

Divale richtete den Blick auf die Matrilokalität in ihren verschiedenen sozialen Formen, einschließlich der Arawak. Das Werk ist eine lehrreiche Dissertation, war jedoch erst 1984 allgemein verfügbar.

 

Leite, Marcelo. „ Die Spur der Amazonen.“ In Bild der Wissenschaft, Nr. 11, Stuttgart: Deutsche Verlags Anstalt, 1989.

In diesem Artikel verfolgte Leite die Spur der Amazonen und fasste das historische Material über diese Kriegerinnen am Amazonas-Strom zusammen, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Arawak verwandt sind.